Zeit für einen neuen Bundesstaat! Mexiko besteht übrigens aus 31 Bundesstaaten – Campeche sollte der dritte sein, den wir besuchen. Von Merida nahmen wir den Bus nach Campeche, die gleichnamige Hauptstadt des Bundesstaates. Die Fahrt dauerte etwas mehr als 2,5 Stunden und wir konnten nach einem Monat endlich mal wieder so etwas wie Hügel entdecken. Die Orte an denen wir vorher waren, lagen nämlich entweder am Meer oder im Flachland. Die Kombination von Dschungel und Hügellandschaften gefiel uns schon vom Bus aus sehr!
Am frühen Nachmittag erreichten wir den Busbahnhof von Campeche, der etwas mehr als 2,5 km von unserer Unterkunft entfernt lag. Sparfüchse wie wir sind, wollten wir aber kein Taxi dafür bezahlen und liefen dorthin. Dabei führte die Straße durch ganz normale Wohnviertel und wir konnten einen kleinen Eindruck davon bekommen, wie die Menschen dort so leben. Unsere Unterkunft war klein aber gemütlich: Wir hatten ein Zimmer in einem Airbnb, wo es noch 4 andere Zimmer gab und wo der Host George mit seiner Familie lebte. Er war super lieb, gab uns das größte Zimmer und half uns mit Restauranttipps und anderen Hinweisen zur Stadt weiter.
Stromausfall zur Begrüßung
Kurz nach unserer Ankunft war auf einmal der Strom weg. Wir hatten das auch schon mal vorher in Merida und auch Tomek hat dies in Polen immer mal wieder erlebt, aber dennoch war es für mich ungewohnt. (Fun fact von einer Ingenieurin aus der Energiebranche: Es gibt einen Index, der die durchschnittliche Gesamtdauer der Stromausfälle in einem Jahr pro Person angibt (SAIDI) und der lag 2019 in Deutschland gerade mal bei 12,2 Minuten.) George versicherte uns, dass der Strom sicher bald wieder da sei und wir gingen erstmal in die Altstadt, um etwas zu essen.
Als wir nach einem leckeren Essen wieder zurück zur Unterkunft kamen, hatten wir immernoch keinen Strom. George, unser Vermieter, war schon sehr besorgt und versicherte uns, dass er alles versucht. Aber das war für uns kein Problem, denn wir wollten uns eine Lichtshow am Meer anschauen, die er uns schon vorher für den Abend empfohlen hatte. Dabei handelt es sich um eine öffentliche und kostenlose Show mit Wasserfontänen, die unterschiedlich beleuchtet und mit Weihnachtsmusik untermalt werden. Es war ein ganz süßes Event, was vor allem von Familien mit Kindern besucht wurde. Anschließend gingen wir noch in einer recht belebten Straße etwas trinken und bekamen dann die Info von George, dass der Strom wieder da sei. Er hatte uns vorher schon angeboten, dass wir die Unterkunft noch kostenlos stornieren könnten, aber uns machte das nichts aus, denn wir waren ja eh in der Stadt unterwegs.
Die Altstadt von Campeche – UNESCO Weltkulturerbe
Unsere Unterkunft lag sehr nah an der Altstadt, die seit 1999 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Seit Campeche im 17. Jahrhundert immer wieder von Seeräubern überfallen wurde, wurde eine Mauer um die Stadt errichtet. Von der Mauer sind heute noch einzelne Festungsanlagen zu erkennen, die die Altstadt umschließen. Schon beim Betreten der Altstadt fielen uns wieder die vielen bunten Häuser im Kolonialstil auf. Die ganze Altstadt besteht aus diesen Häusern, was wieder eine ganz besondere Atmosphäre zaubert.
Bei der ersten Erkundungstour kamen wir schnell zur Kathedrale von Campeche, vor der ein schöner Park (Parque de la Independencia) errichtet wurde. Leider ist der Park aufgrund von Corona derzeit gesperrt. Das fanden wir sehr schade, vor allem weil man in den Straßen nebendran ohne Probleme in Restaurants etc. gehen kann und sich im Bus zusammenquetscht, aber der Park unter freien Himmel nicht zu besuchen ist.

Schön ist in Campeche aber nicht nur die Altstadt, sondern auch die Tatsache, dass die Stadt direkt am Meer liegt. Wir waren am ersten Abend schon am Wasser für die Lichtshow, konnten die Promenade aber auch am nächsten Tag in der Sonne genießen. Wir setzten uns einfach ans Wasser und beobachteten die Pelikane beim Fische fangen.

Es gefiel uns auch sehr gut, einfach durch die Gassen zu schlendern und die bunten Häuschen anzuschauen. Dabei sind diese vielen Bilder entstanden. Wir konnten gar nicht genug davon bekommen. Die Stadt hat wirklich einen ganz besonderen Flair.
Wiedersehen in Campeche
Nach Campeche folgten uns auch das Irisch-japanische Pärchen John-Paul und Chizu, die wir in Merida kennengelernt haben. Die beiden haben im Laufe dieses Jahres auch ihr altes Leben hinter sich gelassen, um die Welt zu bereisen. Wir merkten in Merida, dass wir eine ähnliche Reiseroute geplant haben und beschlossen, uns daher in Campeche auf das ein oder andere Bier zu treffen. Und so verbrachten wir letztendlich jeden Abend zusammen und probierten uns durch die verschiedenen Restaurants und Imbisse. Daher mussten wir auch feststellen, dass nicht jeder Tequila in Mexiko lecker schmeckt.
Die Maya-Stätte von Edzna
An einem Abend erzählten wir JP und Chizu von unserem Plan, die Maya-Stätte von Edzna zu besichtigen und wir schlugen ihnen vor, uns bei dem Ausflug einfach zu begleiten. Die Stätte liegt nur 55 km von Campeche entfernt und ist mit einem Colectivo gut zu erreichen. Wir trafen uns zum Frühstück und machten uns anschließend auf die Suche nach dem passenden Colectivo. Wir mussten uns ein bisschen durchfragen, fanden dann aber schließlich den Platz, wo die Busse abfahren. Wir hatten Glück, dass im erstbesten Colectivo auch gerade vier Plätze frei waren. Wir fuhren eine gute Stunde bis zur Archäologischen Zone und wurden direkt vor der Tür abgesetzt. Am Eingang wurden wir von einem Spanier angesprochen, der sich mit uns die Kosten für einen Guide teilen wollte. Normalerweise ist uns ein Guide immer zu teuer, aber da wir mit dem Spanier zu fünft waren, konnten wir uns das Geld teilen und wir stimmten zu. Das war auch super so, denn so erfuhren wir deutlich mehr über die Hintergründe der Stätte als wenn wir einfach nur so durchgelaufen wären.
Die Stätte ist noch sehr gut erhalten und man kann einen guten Eindruck davon gewinnen, wie das Leben sich damals wohl abgespielt haben muss. Vom Hauptplatz (Plaza Principal) hat man alle wichtigen Bauwerke gut im Blick, allen voran die sogenannte Palastpyramide. Auch der Ballspielplatz war deutlich zu erkennen, auch wenn er im Vergleich zu dem im Chichen Itza um einiges kleiner war.
Unser Guide Elvis berichtete uns auch von den Opfertraditionen, die dort stattfanden und manche Rituale klangen so schmerzhaft, dass wir uns nur allzu gut vorstellen können, dass dies nur unter dem Einfluss von irgendwelchen Kräutern möglich war. Am Ende hatten wir noch Zeit, ein paar Fotos von uns vor der Palastpyramide zu machen, bevor die Stätte die Türen schloss.

Die abenteuerliche Rückfahrt nach Campeche
Unser Guide teilte uns noch mit, wenn wir ein Colectivo nehmen möchten, sollten wir besser an die nächst größere Straße vorlaufen, da die wenigsten Busse direkt zum Eingang fuhren. Zu fünft machten wir uns also auf den Weg zur Straße. Dabei hatten wir im Hinterkopf auch schon den Gedanken, dass die Colectivos normalerweise von ihrem Startpunkt ja eigentlich erst dann wegfahren, wenn sie voll sind – dass es also recht schwierig werden könnte, zu fünft in einen Bus zu passen. An der Straße trafen wir dann auf ein älteres Pärchen, das ebenfalls auf ein Colectivo zurück nach Campeche wartete. Wir wussten alle nicht, wann das nächste Colectivo kommt und wie viele Plätze dann frei sein werden. Aber dazu kommt noch, dass wir an der Straße absolut kein Handyempfang hatten – und Internet schon gar nicht.
Als sich ein Colectivo näherte und wir es heranwinkten, mussten wir schnell feststellen, dass es tatsächlich schon voll war. Zwei Sitzplätze waren noch frei, die wir natürlich direkt an das Pärchen gaben, die schon länger warteten. Der Colectivofahrer bot uns an, noch drei weitere Personen mitzunehmen, die sich einfach auf kleine Hocker zwischen den Sitzen setzen sollten. Der Spanier sollte einen Hocker bekommen, dann waren dann aber immernoch zu viert und nur noch zwei Hocker waren frei. Wir wollten uns ungern trennen, denn auch der Colectivofahrer konnte uns nicht sagen, ob noch ein weiterer Bus im Lauf des Nachmittags vorbeifahren würde. Doch mit ein bisschen Überzeugungskunst schafften wir es, dass wir alle vier mitfahren durften. Unser Japanisch-Irisches Pärchen stapelte sich auf einem Hocker, Tomek saß auf dem anderen Hocker und ich durfte mich hinter den Beifahrersitz setzen. Fahrsicherheitstechnisch vollkommen bedenklich, aber wir waren einfach happy, dass wir alle nach Hause gebracht wurden! Die Mexikaner um uns herum fanden die Situation auch sehr lustig und eine Frau hörte gar nicht mehr auf zu lachen. So verging die Stunde Fahrt dann doch recht schnell und wir kamen sicher in Campeche an.
Weitere Reisepläne durch Mexiko
Wir blieben vier Nächte in Campeche. Ursprünglich hatten wir geplant, nur zwei Nächte dort zu bleiben und spielten mit dem Gedanken, ob wir anschließend mit dem Bus in mehreren Etappen Richtung Pazifik fahren. Mexiko ist so ein großes und vielfältiges Land und es gibt so viel zu entdecken, wir könnten sicher Monate hier verbringen. Andererseits möchten wir auch unbedingt zu Tomeks Freundin nach Mazatlan fahren, sodass wir in Campeche beschlossen, uns langsam aber sicher in Richtung Norden zu reisen. Wir bemerkten, dass es in Campeche einen Flughafen gab, von dem es günstige Direktverbindungen nach Mexico City gibt und buchten einen Flug zwei Tage später!