Spanisch lernen in Mexiko
In den ersten drei Wochen in Mexiko merkten wir, dass unsere Spanischkenntnisse zwar ausreichen, um Essen zu bestellen oder die Schlüssel für unsere Unterkünfte abzuholen, wir aber selten tiefer in ein Gespräch einsteigen können. Insbesondere bei unserem Aufenthalt bei Alejandrina in Valladolid hätten wir uns mehr Sprachkenntnisse gewünscht, um uns mit ihr noch besser unterhalten zu können. Schnell wurde uns klar: Wir machen einen Spanischkurs! Wir fanden eine passende Sprachschule in Merida, der Hauptstadt von Yucatan und blieben dort ganze zwei Wochen. Die Sprachschule „La Calle“ im Herzen von Meridas historischem Zentrum hat es sich vor allem zum Ziel gesetzt, dass die Schüler sich gut ausdrücken und unterhalten können. Tomek und ich hatten uns für einen Intensivkurs angemeldet, bei dem wir täglich von 9-13 Uhr in einer Kleingruppe zusammensaßen. Mit einer Kombination aus freiem Sprechen und verschiedenen Übungen konnten wir unsere bisherigen Kenntnisse festigen und dank unserer Lehrerin Karla, die sehr gerne auch selbst erzählte, nebenbei noch sehr viel über die Yucatecos und Merida lernen. Wir waren in der ersten Woche zu viert und bildeten zusammen mit Isobel aus Kalifornien und Sumair aus Baltimore eine Klasse. Die Schule hat einen Pool und es gibt sogar ein kleines Bistro, welches aber leider aufgrund von Corona geschlossen hatte. Wir mussten übrigens auch während des Unterrichts Masken tragen.
Erster Eindruck der Stadt
Merida ist eine wirklich schöne Stadt, in der man gut durch die Gassen schlendern kann und die Atmosphäre auf sich wirken lassen kann. Die Straßen sind durchnummeriert (Längsstraßen mit geraden Zahlen und Querstraßen mit ungeraden Zahlen), sodass man sich sehr schnell zurechtfinden kann. Wir hatten eine kleine Wohnung, die sehr zentral lag. An unserem ersten Tag liefen wir von unserer Unterkunft in das historische Zentrum und wurden direkt von einem Amigo angesprochen, der uns eine Visitenkarte eines Restaurants in die Hand drückte. Er startete sehr sympathisch damit, dass Tomek ja so groß sei und fragte uns, woher wir kommen und wir blieben stehen und kamen ins Gespräch. Er sagte, dass er sogar ein bisschen Deutsch spricht, denn erst vor kurzem haben ihn ein paar Touristen angesprochen, wo sie denn eine „Hängematte“ kaufen können. Er verwendete wirklich das deutsche Wort und ich fand es total schön. Prompt zeigte er uns auf seinem Handy Bilder von der Pflanze, aus der das Material für die Hängematten hergestellt wird, erklärte uns, dass 95% der Yucatecos nicht in Betten, sondern in Hängematten schlafen (wurde von unserer Spanischlehrerin auch bestätigt) und er zeigte uns, wo wir diese am besten kaufen können. Ich war total beflügelt von dem Gespräch. Leider mussten wir bald darauf aber feststellen, dass der Eisbrecher mit dem deutschen Wort „Hängematte“ einfach ein Standardspruch ist und wir hörten mit der Zeit die unterschiedlichsten Geschichten darüber, warum eine Person das Wort auf deutsch kennt. Wiedermal zeigte sich, dass ich da wohl etwas zu naiv bin. Gekauft haben wir aber trotzdem nichts.
Wie so oft setzten wir uns nach der Ankunft gerne in die Stadt, trinken einen Kaffee und beobachten die Leute. Unser erster Eindruck von Merida war, dass es eine sehr ruhige und entspannte Atmosphäre hat. Von einer Stadt mit mehr als 800.000 Einwohnern hatten wir deutlich mehr Trubel erwartet.
Unter diesem großen Baum saßen wir und hatten gerade unsere Getränke leergetrunken, als uns auch ein Vogel auf seine ganz eigene Weise begrüßte. Shit happens!

Das historische Zentrum von Merida
Das historische Zentrum lädt sehr zum Verweilen ein. Vor allem der Plaza grande ist mit Parkbänken ausgestattet, von denen man das Treiben gut beobachten kann und dennoch Social Distancing einhalten kann:

Der Plaza grande (Plaza de la independencia) ist der Hauptplatz von Merida, an dem wichtige Bauwerke für die Yucatecos sowie die Einwohner von Merida stehen: Zum einen die Kathedrale von Merida, die im 16. Jahrhundert mit den Steinen der dort vorher stehenden Maya-Pyramide erbaut wurde. Echt beeindruckend!
Ein weiteres wichtiges Gebäude ist der ehemalige Palast von Francisco Montejo, der Eroberer Yucatans und Gründer von Merida. Neben einem Kunstmuseum, das die wichtigsten Werke einheimischer Künstler enthält, befindet sich außerdem noch das Rathaus von Merida sowie der Gouverneurspalast des Bundesstaates Yucatan. An diesem Platz sind also wichtige Gebäude der Bereiche Religion, Regierung und Kunst&Kultur angesiedelt.
Ein bisschen USA-Feeling in Mexiko?
Tomek und ich entdeckten an einem unserer ersten Tage in Merida, dass nur 2km von uns entfernt ein Walmart ist. Da Tomek noch nie in einem war und ich außerdem noch einen Block für den Spanischkurs kaufen wollte, machten wir uns auf den Weg dorthin. Um von unserer Unterkunft zu Walmart zu kommen, mussten wir den Paseo Montejo entlang laufen. Dabei handelt es sich um einen Boulevard, der an die Avenue des Champs-Elysees in Paris erinnern soll und wo prachtvolle Villen gebaut wurden.

Bei Walmart angekommen, fühlten wir uns wie Aliens. Dort gibt es eine große Auswahl an Schuhen und Socken und da ich mich zwischenzeitlich nach 20 Wochen auf Reisen auch von einem Paar Schuhe verabschieden musste und Tomek dringend neue Socken brauchte, dachten wir, wir können uns ja dort einfach neu eindecken. Leider stellten wir schnell fest, dass wir einfach viel zu groß für mexikanische Verhältnisse sind. Ich brauche mit Schuhgröße 40 die mexikanische Größe 28, allerdings ist selbst Größe 26 eine Seltenheit und 28 gibt es für Frauen schon mal gar nicht. Bei Tomek sah die Sockenlage ähnlich aus – er braucht Größe 29, doch die einzige Größe, die wir finden konnten, war 24-27.
Immerhin fand ich einen Block für den Spanischkurs und auch Tomek fand ein paar andere Dinge, die er brauchen konnte.
Der Hauptfriedhof von Merida
In unserer Sprachschule wurde uns angeboten, an einer Nachmittags-Tour teilzunehmen. Uns wurde nur gesagt, dass diese auf den Friedhof der Stadt gehen wird. Wir wussten nicht, was uns erwartet, waren aber neugierig und nahmen daran teil.
Raul, unser Guide, erklärte uns sehr anschaulich, dass der Tod und der Umgang mit Toten in der mexikanischen Kultur tief verwurzelt ist. Man geht davon aus, dass die Seelen der Verstorbenen immer Anfang November (am Dia de los Muertos – Tag der Toten) zurückkehren. Dafür kommen die Angehörigen auf den Friedhof, öffnen die Gräber und reinigen die Knochen. Der Gedanke dahinter ist, dass die Verstorbenen merken sollen, dass die Angehörigen sie nicht vergessen und noch immer an sie denken.
Doch nicht nur das ist ein Unterschied zu unserer Kultur, die Friedhöfe sind auch ganz anders gestaltet. So gibt es große Mausoleen für bestimmte Personengruppen: Zum Beispiel für alle Arbeiter eines Berufs – die Molineros, die Müller die das Mehl für die Tortillas mahlen. Aber auch ein Massengrab für Menschen mit chinesischer Herkunft konnten wir bestaunen.
Der ganz arme Teil der Bevölkerung wird übrigens in Urnen bestattet, die von der Regierung bezahlt werden. Auch davon konnten wir uns ein Bild machen. Interessant ist auch, dass auf vielen Grabsteinen Engel angebracht wurden. Je größer die Engelsfigur ist, desto älter ist die Person geworden. Dementsprechend gibt es auch ganz kleine Engel in dem Bereich, in dem die Kinder begraben wurden.
Wir waren wirklich beeindruckt von diesem Ausflug auf den Friedhof!
Weitere Ausflüge & neue Bekanntschaften in Merida
Zusammen mit unseren Mitschülern Isobel und Sumair besuchten wir in der ersten Woche auch eine große Mall etwas außerhalb vom Zentrum. Dafür fuhren Tomek und ich das erste Mal mit Uber. Isobel und Sumair leben beide in den USA, dementsprechend ist die Nutzung von Uber für die beiden mehr als normal, wir fanden es aber sehr spannend, denn wir gingen bis dato davon aus, dass es Uber in Deutschland gar nicht gibt. Die Mall erwartete uns mit viel Weihnachtsdekoration und einer Schlittschuhbahn, auf der viele kleine Mädchen sehr begabt ihre Pirouetten zur Schau stellten.
In der Mall stellten wir übrigens auch fest, dass wir wirklich für die Mexikaner überdimensional groß sind, wie diese süße Anzeige uns bewies:
Eine Woche Auffrischung unserer Spanischkenntnisse reichte uns nicht und wir verbrachten die darauffolgende Woche ebenfalls in Merida. Dabei hatten wir auch Zeit, die Umgebung von Merida bei einem schönen Tagesausflug zu erkunden. Hier geht es zu dem Bericht davon.
It was a pleasure to have stunning students like you and Tomas! Happy belated birthday my sweet Caro!!! 🎂
Do not forget your Spanish teacher in Merida!!! Haha
Btw,I’m in love with this blog!
Xxxxx.
Karla.
Feliz Cumpleanos to you too dear Karla! Muchas gracias! We had a really good time. 🙂