Die Großstadt ruft – Anreise nach Mexico City
Von Campeche aus ging unserer Reise weiter in die Hauptstadt von Mexiko! Am Vortag fragten wir bei unserem Host George nach, wie wir denn von der Unterkunft am besten zum Flughafen kommen können. Er fragte nur, welchen Flug wir genau nehmen und antwortete „Ich organisiere etwas, vertraut mir, das kriegen wir schon hin!“. Am nächsten Morgen stellte sich heraus, dass er und seine Frau den gleichen Flieger gebucht haben! Sein Bruder wollte die beiden an den Flughafen bringen und nahm uns netterweise einfach mit.
Der Flughafen von Campeche war erwartungsgemäß sehr klein, die Aufgabe unserer Rucksäcke lief dementsprechend auch sehr entspannt. Wie an allen öffentlichen Orten mussten wir unsere Hände wieder mehrfach desinfizieren und beim Betreten des Flughafens wurde wieder Fieber gemessen. Dazu kommt noch, dass wir für unseren Flug ein Gesundheitsformular ausfüllen mussten mit Angaben zur Flugnummer, unseren Sitzplätzen, den besuchten Orten in den letzten 14 Tagen und Kontaktdaten. (Funfact: Nach diesem Formular wurden wir nicht wieder gefragt.) Weil wir beide offensichtlich die einzigen Europäer waren wurden wir vor dem Betreten der Handgepäckkontrolle auch noch einmal extra auf unsere Aufenthaltsgenehmigung kontrolliert.
Wir flogen mit der Billigairline Volaris, die Flüge von Campeche nach Mexiko schon für 30€ pro Person anbot. Auch trotz dem zusätzlichen Gepäck, das wir hinzubuchen mussten, war es dennoch ein Schnäppchen. Bei so günstigen Flügen darf man aber natürlich keinen großen Luxus erwarten und insbesondere für Tomek war die Beinfreiheit nicht gegeben. Netterweise bot uns die Stewardess kurz vor dem Start an, dass wir uns ein paar Reihen weiter vorne hinsetzen können, wo deutlich mehr Platz ist. Obwohl der Flug recht voll wirkte, waren drei dieser „komfortableren“ Reihen vollständig frei. Das Angebot nahmen wir gerne an und konnten während dem zweistündigen Flug auch immer mal wieder den Ausblick aus dem Fenster genießen. Je näher wir an Mexiko City heranflogen, desto deutlicher wurden uns die Dimensionen der Stadt!

Was wir richtig super fanden, war das Prinzip, wie beim Aussteigen geregelt wurde, dass nicht allzu viele Passagiere gleichzeitig aus dem Flieger kommen. Von vorne nach hinten dürfen immer nur drei Reihen gleichzeitig ihr Gepäck holen und aussteigen. Die Stewardessen regeln das so, indem sie einfach diejenigen sind, die die Gepäckfächer öffnen dürfen. Sie stellen sich dann hinter die entsprechenden Reihen und erst wenn alle am Aussteigen sind, öffnen sie die Gepäckfächer der nächsten drei Reihen usw. Toll, dass sich auch wirklich alle daran halten!

Bei der Ankunft am Flughafen von Mexiko City fiel uns natürlich sofort auf, dass deutlich mehr Menschen unterwegs sind. Außerdem ist der Flughafen wirklich sehr groß und so liefen wir mit unserem Gepäck natürlich erstmal komplett in die falsche Richtung. Außerhalb des Flughafens standen super viele Taxis und Busse, die in die Innenstadt fahren. Wir beschlossen aber nach einem kurzen Blick in den Routenplaner, dass wir mit der Metro zur Unterkunft fahren.
Metro fahren in Mexiko City
Eine Fahrt mit der Metro kostet gerade mal 5 Pesos pro Person (also 20 Cent) und damit kann man so weit fahren wie man möchte, vorausgesetzt man bleibt immer unterhalb der Erde. Vom Flughafen zu unserem Hostel mussten wir einmal umsteigen und an der Umsteigeplattform wussten wir nicht sofort, wie wir weiterkommen. Wir standen keine 10 Sekunden planlos herum, bis auch schon ein Mann auf uns zukam und uns fragte, wohin wir wollen. Das war super lieb und ein schöner Start in unsere Zeit in der Stadt.
Was wir sehr spannend fanden ist, dass der erste Wagen der Metro immer ausschließlich für Frauen und Kinder reserviert ist. Dementsprechend ist auch am Gleis eine Absperrung vorhanden. Dies dient der Sicherheit für Frauen und Kinder und wir fanden das super! Später haben wir auch erfahren, dass dies auch bei Bussen und anderen Transportmitteln der Fall ist. Zu dem Zeitpunkt, als wir mit der Metro unterwegs waren, war wohl auch keine Rush-Hour, denn sie war recht leer. Wir fühlten uns auch überhaupt nicht unsicher, dennoch gilt wie in jeder Großstadt, dass man sein Gepäck immer im Blick haben sollte.

In Mexiko City ist es scheinbar auch vollkommen normal, dass die Metro als Verkaufsraum genutzt wird. Sehr oft steigen Menschen ein, die während der Fahrt zwischen zwei Stationen etwas verkaufen wollen. Wir fanden es sehr lustig, wie unterschiedlich die Waren waren: Schokolade, Batterien, Kaugummi, Snacks, Ladekabel, etc. Wir haben spaßeshalber gesagt, dass man nach der Arbeit eigentlich nicht mehr einkaufen gehen muss, sondern einfach nur mit der Metro fahren soll. Das Interesse an der Ware war erstaunlicherweise groß.
Der erste Eindruck der Stadt
Als wir aus der Metro an der richtigen Station ausstiegen und die Treppen hochliefen, erwarteten wir einen Geräuschpegel wie am TimesSquare – schließlich sind wir in einer Metropole mit mehreren Millionen Einwohnern. Doch wir kamen in einem kleinen Park vor einer Kirche an, wo es erstaunlich ruhig war.

Uns fiel außerdem sofort auf, dass an jeder Straßenecke Polizisten stehen. Dadurch fühlten wir uns aber auch nicht unsicherer. Spannend fanden wir auch, dass es an so ziemlich jeder Ecke Menschen gibt, die Desinfektionsgel verteilen. An den besonders belebten Straßen sorgt die Polizei außerdem dafür, dass alle Passanten nur in eine bestimmte Richtung laufen und sich somit weniger Menschen auf engem Raum entgegen kommen. Außerdem standen einige Leute an der Straße und hielten Schilder hoch, dass man seine Maske tragen muss. Das haben wir vorher noch nicht gesehen, hätten das auch so nicht erwartet, fanden wir aber super!

Die Zeit bis zum Einchecken überbrückten wir in einem kleinen Restaurant und spazierten noch zum Zocalo, dem Hauptplatz von Mexiko City. Dort wurden wir mal wieder von Leuten angequatscht, die uns etwas verkaufen wollten. Amüsant fanden wir, dass einer der Jungs als allererstes zu uns sagte: „Keine Sorge, ich möchte euch nicht überfallen, ich möchte euch nur kurz meine Geschichte erzählen.“
Unser Hostel (Werbung) lag direkt am Zocalo im historischen Zentrum von Mexiko City. Wenn man in so eine große Stadt reist, die zudem noch überall als eine der gefährlichsten Städte weltweit bekannt ist, informiert man sich natürlich vorher etwas mehr, welche Stadtviertel gut sind und welche man besser meiden sollte. Das Hostel „Casa Pepe“ hatte sehr gute Bewertungen und das historische Zentrum wird auch als sehr sicher bezeichnet, sodass wir guten Gewissens ein Zimmer buchten. Im Preis war auch ein Frühstück auf der herrlichen Dachterrasse enthalten. Uns gefiel es dort tatsächlich auch sehr gut, weshalb wir auch das Hostel sehr gerne empfehlen.
Unterwegs in der Stadt
Da unser Hostel so nah am Zocalo lag, ging unser erster richtiger Spaziergang am nächsten Tag dann auch dorthin. Dort wurden wir erstmal von „dezenter“ Weihnachtsdekoration begrüßt. Bei der Größe der Stadt ist es auch nicht verwunderlich, dass man sich auf ihrem Hauptplatz winzig vorkommt. Der Platz ist mehr als 50.000 Quadratmeter groß. Dort befindet sich auch die größte Kathedrale des Landes. Als wir dort waren, fiel uns sofort auf, dass ein Teil des Platzes mit Zelten besetzt wurde. Dies ist eine Protestbewegung gegen den amtierenden Präsidenten, der am Zocalo auch seinen Sitz hat. Wir haben von den Protesten allerdings nichts mitbekommen.



Ganz in der Nähe des Zocalos sind die Überreste des Templo Mayors zu finden. Der Tempel war der wichtigste und größte Tempel der aztekischen Hauptstadt Tenochtitlan, was heute Mexiko City ist. Leider war das Museum coronabedingt geschlossen, sodass wir nur einen Blick von außen auf die Überreste werfen konnten.

Wie immer in jeder neuen Stadt lassen wir uns gerne einfach treiben und laufen ohne großen Plan durch die Straßen. So auch in Mexiko City. Wir bemerkten aber schnell, dass die Straßen teilweise sehr voll waren und es an manchen Ecken unzählig viele Menschen gab, die einem was verkaufen wollten. Auch wenn das ein spannender Einblick war, war uns in einer so großen Stadt das Infektionsrisiko doch zu groß und wir suchten uns lieber Straßen, in denen es etwas ruhiger zuging.
Spannend ist auch die Umgebung am Palacio de Bellas Artes, der als höchstes und wichtigstes Kulturhaus Mexikos gilt und in welchem Theaterspiele sowie Tanz- und Musikaufführungen stattfinden. Direkt am Palast befindet sich der Alameda Central, ein schöner Park mit vielen Springbrunnen, in dem man auf einmal gar nicht mehr das Gefühl hat, in einer so großen Stadt zu sein.



Mein 28. Geburtstag in Mexiko City
Mein 28. Geburtstag fiel genau auf unsere Zeit in Mexiko City und ich habe mir am Tag vorher gewünscht, zum Geburtstag auf den Torre Latinoamericana zu gehen. Der Turm ist 181 Meter hoch, hat 44 Stockwerke und man kann bis ganz nach oben mit dem Aufzug fahren und hat den Blick auf die Stadt. Ich mag Aussichtsplattformen sehr gerne und bin ein großer Freund davon, mir Orte von oben anzuschauen. Mit dem Aufzug ging es in Windeseile 37 Stockwerke nach oben! Von dort hatte man schon einen tollen Blick, konnte aber auch den Smog in der Luft ganz deutlich erkennen. Wir fuhren mit einem weiteren Aufzug in den 42. Stock und liefen dann nochmal zwei Stockwerke zu Fuß nach oben bis zur Aussichtplattform, die offen war. Die Großstadt so zu sehen war wirklich atemberaubend und hat uns sehr gut gefallen.





Im Preis enthalten war außerdem noch der Besuch in einem kleinen Museum im 42. Stock, wo wir uns die Entstehung von Mexiko City anschauen konnten und auch eine Auflistung der höchsten Turme der Welt war. Noch vor 50 Jahren zählte der Torre Latinoamericana dazu.
Anschließend liefen wir weiter bis zum Plaza de la Republica. Auf dem Weg wurde mal wieder deutlich, wie nah arm und reich beieinander liegen. Überall sind Firmenhochhäuser und Bankgebäude, die in die Höhe ragen und am Boden leben die Obdachlosen unter ganz schlechten Bedingungen. Ein Gebäude schien auch nicht mehr genutzt zu sein und Einschusslöcher in den Scheiben waren klar zu erkennen. Wir fühlten uns nicht unsicher, dennoch ist der Unterschied vor allem in so großen Städten immer deutlicher zu spüren.



Die Tage vorher haben wir schon gesehen, dass an einem kleinen Essensstand eine Ecke weiter von unserem Hostel immer ein großer Menschenandrang ist. Auch wir wollten uns von dem Essen überzeugen und holten uns eine große Portion. Es handelte sich dabei um Chicharron mit viel Rohkost. Es war ganz lecker, hat aber definitiv nicht satt gemacht.

Den Abend ließen wir dann auf unserer hoteleigenen Dachterrasse ausklingen. Wir hatten noch ein Gratisgetränk von unserem Ankunftstag und ließen uns leckere Margaritas und ein leckeres Essen schmecken. Das war ein schöner Tag und ein toller Start in das neue Lebensjahr.

Ausflug in die Welt der Azteken – Teotihuacan
Nur knapp 55 km nördlich von Mexiko City entfernt liegen die Tempelstätten der Azteken von Teotihuacan. Von unserem Hostel wurde eine Tour angeboten, bei der die Fahrt dorthin, der Eintritt der Stätte und ein Guide dort enthalten war. Außerdem war ein Besuch der Basilica de la Guadelupe und beim Platz der drei Kulturen in Mexiko City im Preis enthalten. Da das ganze recht günstig war und wir so einfach vom Hostel abgeholt wurden und uns um nichts kümmern mussten, entschieden wir uns für diese Tour.
Leider erfuhren wir erst beim Losfahren, dass genau an diesem Tag, dem 12. Dezember das Erscheinen der Jungfrau von Guadelupe gefeiert wird und dementsprechend normalerweise jedes Jahr Tausende Besucher zu der Basilika pilgern. Um Menschenmassen während Corona zu vermeiden, wurde an diesem Feiertag die Kirche gesperrt. Dementsprechend konnten wir auch mit unserer Tour nicht dorthin fahren. Wir fanden es sehr schade, dass uns das erst unterwegs gesagt wurde.
Dennoch war es ein sehr spannender Tag und schon auf dem Weg aus Mexiko City raus erlebten wir die verstopften Straßen, den verrückten Verkehrsstil der Mexikaner und fuhren am Markt von Merced vorbei, wo sich die Menschen beim Einkaufen nur so aneinander drückten. „Hier gibt es kein Corona!“, sagte unser Guide nur spöttisch. Auf dem Weg zu den Pyramiden fuhren wir an etlichen Favelas vorbei, die sich am Rand von Mexiko Stadt gebildet haben. Die kleinen bunten Häuschen wurden von den Leuten errichtet, die in die Stadt fahren wollten, um Geld zu verdienen, sich aber kein Zuhause in Mexiko Stadt leisten konnten. Sie lebten daher unter geringsten Bedingungen ohne Wasser und Strom, bis der Staat diese Favelas als Siedlungen akzeptierte und sie doch mit der nötigen Infrastruktur ausstattete.


Nach einer guten Stunde erreichten wir die Tore von Teotihuacan, wo derzeit aufgrund der Pandemie nur etwa 3.000 Menschen eingelassen werden. Und so konnten wir mit unserer Gruppe zur Mondpyramide, über die Straße der Toten und zur Sonnenpyramide laufen, wo wirklich nur eine handvoll anderer Menschen waren. Normalerweise kann man auf die Pyramiden klettern und es gibt eine lange Schlange von Menschen, die unterhalb der Pyramiden darauf warten. Dies ist aufgrund von Corona ebenfalls nicht erlaubt, allerdings konnten wir so auch schöne Fotos von den Pyramiden machen.







Weiter ging es in eine kleinen Betrieb, in dem unter anderem Pulque, Mezcal und Tequila hergestellt werden. Unser Guide zeigte uns verschiedene Steine, Masken und Pflanzen und natürlich durften wir auch jeweils einen Shot Mezcal und Tequila probieren.




Beim anschließenden Mittagessen lernten wir die anderen Teilnehmer der Tour noch besser kennen und stellten fest, dass wir einiges gemeinsam hatten. Ein Holländisch-Norwegisches Pärchen wollte ebenfalls am 1. April auf Weltreise gehen und hatte dafür alles gekündigt. Mexiko ist ihr erstes Ziel und sie waren gerade ein paar Tage vorher gelandet. Ein anderes Pärchen, das ursprünglich aus Brasilien kommt, aber nun in den USA lebt war vorher bei der Familie in Brasilien unterwegs und machte einen Zwischenstopp in Mexiko. Und ein Kolumbianer, der als Lehrer arbeitet, aber aufgrund von Online-Unterricht von überall aus arbeiten kann. Während wir uns über unsere Erfahrungen austauschten, wurden wir schon von einem Azteken-Pärchen überrascht, die mit Trommeln und lauten Gesängen einen Tanz aufführten. Sehr spannend!!

Der dritte Stopp der Tour führte uns wieder zurück in die Stadt und wir schauten uns den Platz der drei Kulturen an. Dort sieht man noch den Einfluss der Azteken in Überresten von Tempelanlagen, im Hintergrund ist ein Kloster zu sehen, das aus der Kolonialzeit stammt. Um das Gelände herum sieht man die Neuzeit von Mexiko City, denn es wurden in den 1970er Jahren Hochhäuser erbaut, die nur ein Ziel hatten: Möglichst vielen Menschen ein Dach über dem Kopf zu bieten. Dementsprechend wurde damals auf die Optik der Häuser auch nicht geachtet. Von diesen Häusern sind allerdings nicht mehr alle vorhanden, denn einige kamen bei den schweren Erdbeben in den letzten Jahren zum Einsturz.

Auf dem Weg vom Platz der drei Kulturen zurück zu unserem Colectivo sahen wir das erste Mal die Kriminalität von Mexiko City mit unseren eigenen Augen. An einer Statue hatte ein Mann Platz genommen und telefonierte. Er hatte seinen Rucksack links neben sich, aber nicht direkt bei sich, sondern etwas weiter abgestellt. Wir sahen, wie sich ein anderer Mann um die Ecke neben den Rucksack setzte. Der Mann sah schon etwas verwahrlost aus. Und obwohl wir in einer recht großen Gruppe auf die Statue zuliefen, fing er an, nach dem Rucksack des anderen Mannes zu greifen. Unsere Tourguide versuchte, den telefonierenden Mann darauf hinzuweisen und der Dieb hörte auch sofort mit seinem Versuch auf. Wir dachten uns in dem Moment aber auch, wenn jemand so seinen Rucksack abstellt, dann muss er sich auch nicht wundern, wenn er wirklich beklaut wird.
Anschließend sollten wir wieder zurück zum Hostel gefahren werden. Da aber am Zocalo zu dieser Zeit gerade Aufstände stattfanden, waren alle Straßen blockiert und wir wurden etwas außerhalb abgesetzt. Auf unserem 30-Minütigen Fußweg zurück bemerkten wir allerdings nichts von den Aufständen und kamen auch sicher wieder im Hostel an.
Nach vier Nächten in der Hauptstadt flogen wir nach Mazatlan, an der Westküste von Mexiko, um dort eine Freundin von Tomek zu besuchen.