Rio Lagartos

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Eine etwas andere Erfahrung in Rio Lagartos

Pinke Seen und Hunderte von Flamingos – dieses Bild hatte ich vor Augen, als ich in Valladolid nach den nächsten Reisezielen recherchierte und mir Reiseberichte über das Örtchen Rio Lagartos im Norden von Yucatan durchlas. Da der Ort nur 100 km von Valladolid entfernt liegt, war die Entscheidung schnell getroffen, dort als nächstes hinzufahren und zwei Tage am Meer zu verbringen. Dort leben nur knapp 4.000 Einwohner und ich hatte gelesen, dass es vor Ort sehr ruhig, entspannt und kaum touristisch zugeht. Alles klang nach einem perfekten Reiseziel für uns! Als wir unsere Unterkunft verließen und der Tochter der Vermieterin sagten, dass wir nun nach Rio Lagartos fahren, sagte sie uns auch, dass es uns dort sicher gut gefallen wird.

Von Valladolid machten wir uns mit dem Bus auf den Weg in den Norden und mussten in der kleinen Stadt Tizimin umsteigen. Von dort sollte es (laut anderen Reiseberichten) gar kein Problem sein, nach Rio Lagartos zu kommen, da der Busanbieter Noreste dort stündlich eine Verbindung anbietet. Der Busbahnhof ADO lag auch direkt neben dem Noreste-Bahnhof und wir gingen an den Schalter, um zwei Tickets für den nächsten Bus zu kaufen.

„Zwei Tickets nach Rio Lagartos, bitte“ sagte ich zu der Dame am Schalter. „Die Verbindung gibt es nicht mehr“ antwortete sie kurz. Sichtlich irritiert konnte ich nicht glauben, was ich grad gehört hatte und versuchte mit meinem gebrochenen Spanisch noch einmal nachzufragen, wo denn ein anderer Bus dorthin abfährt. „No hay“ antwortete sie – Es gibt keinen! Auch Tomek versuchte sein Glück, denn er versteht ein bisschen mehr Spanisch als ich und auf der Abfahrtstafel standen auch Busse nach Rio Lagartos angeschrieben. Sie merkte, dass wir sie nicht ganz verstehen und schrieb uns den Satz, den sie gerade gesagt hatte, extra auf ein Blatt Papier. Das spanische Wort „cancelado“ war für uns dann eindeutig. Mist. Und jetzt? Wir fragten sie, ob es denn Colectivos gäbe, was sie zum Glück bejahte. Sie zeigte in eine Richtung und wir liefen los. Als wir kurze Zeit später aber noch immer keine Colectivos fanden, lief ich in das nächstbeste Geschäft und fragte den Verkäufer. Er kam mit uns vor die Tür und erklärte uns, dass die Colectivos vom Parkplatz eines Supermarktes abfahren würden. Es war kurz nach 14 Uhr und auf dem Parkplatz waren kleine Haltestellen, auf deren Wände die Abfahrtszeiten gemalt wurden. „Rio Lagartos: 11 a.m, 12 p.m, 6 p.m.“ Schnell wurden wir von einem Mann angesprochen, der dort stand und der uns fragte, was wir suchen und wie er uns helfen könne. Er erklärte uns, dass das nächste und letzte Colectivo um 15:30 Uhr abfahren würde. Ich weiß wirklich nicht, woher wir diese Informationen hätten bekommen sollen, wenn nicht von den Menschen auf der Straße. Wir kamen noch ein bisschen ins Gespräch und er konnte sogar ein paar Wörter auf Deutsch sprechen.

So warteten wir eine gute Stunde am Parkplatz, bis dann tatsächlich gegen 15 Uhr ein Colectivo um die Ecke bog. Der Fahrer erkannte direkt, dass wir dorthin fahren wollen und wir konnten unsere Rucksäcke direkt in den Bus packen. Reinsetzen sollten wir uns aber noch nicht, da es sehr heiß im Bus sei. Eine halbe Stunde später winkte er uns zu und wir setzten uns in das Colectivo. Es kamen immer mehr Mexikaner, die sich ebenfalls in den Bus setzten und letztendlich fuhren wir um kurz vor 16 Uhr mit 12 Leuten (inklusive Fahrer) los. Der Fahrer telefonierte noch kurz beim Losfahren und fuhr dann anschließend in eine Wohnsiedlung, wo er noch weitere zwei Leute in den Bus packte. Ich kann mir gut vorstellen, dass es immer die selben Leute sind, die mit den Colectivos zu bestimmten Zeiten fahren. So ging die Fahrt dann mit lauter Musik los nach Rio Lagartos! Je näher wir unserem Ziel kamen, desto tiefer befanden wir uns schon in Mangrovenwäldern und während des Sonnenuntergangs war dort wirklich eine tolle Atmosphäre.

Und so kamen wir nach knapp 1,5 Stunden Fahrt dann in Rio Lagartos an und liefen zu unserer Unterkunft. Ich hatte uns ein kleines Hotel mit Frühstück und Pool gebucht, wo wir allerdings auch nur ein Zimmer ohne Kochmöglichkeiten hatten. Als wir ankamen, war alles ganz ausgestorben und eine Rezeption gab es auch nicht. Ich telefonierte kurz mit dem Besitzer und kurz darauf kam eine Frau aus einem der Zimmer, die uns die Schlüssel überreichte. Die Übergabe war wirklich sehr kurz, wir fragten noch nach dem Frühstück, welches sie verneinte. Das fanden wir etwas ärgerlich, denn wir hatten uns u.a. wegen dem „Frühstück inklusive“-Angebot für dieses Hotel entschieden. Auch auf die Frage nach dem Wlan-Passwort wich sie aus, brachte uns aber dann die Daten. Wir stellten schnell fest, dass wir uns zwar mit dem Netzwerk verbinden konnte, allerdings noch ein weiterer Log-In-Schritt notwendig war. Ich schrieb dem Besitzer und wir machten uns auf die Suche nach etwas zu essen. Laut google maps gibt es dort eh nicht so viele Restaurants, also gingen wir in das erstbeste, das wir finden konnten und hatten dort auch ein leckeres Essen!

Dabei wurden wir von einem ersten Guide angesprochen, der sich zu uns an den Tisch setzte und eine Tour für den nächsten Tag verkaufen wollte. Immerhin war er so ehrlich, uns zu erzählen, dass der pinke See aufgrund der vielen Regenfälle in den letzten Tagen nicht mehr pink sei sondern nur noch braun. Dennoch hatte er natürlich utopische Preise im Kopf, die er uns als „good price“ verkaufen wollte und obwohl wir deutlich niedriger ansetzten, kamen wir auf keinen gemeinsamen Nenner. Er verabschiedete sich schnell und wir beschlossen, uns am nächsten Tag uns auf die Suche nach einem Guide zu machen und dann zu überlegen, ob sich das überhaupt lohnt.

Am Abend in der Unterkunft mussten wir dann leider feststellen, dass die Griffe in der Dusche vollständig verschimmelt waren. Das gefiel uns nicht und auch der Besitzer hatte sich zum Internet noch nicht geäußert. Auch wenn es eine wirklich günstige Unterkunft war, fanden wir es dennoch sehr schade, dass wir einfach ignoriert wurden.

Der nächste Tag startete recht grau und wir machten uns erstmal auf die Suche nach einem kleinen Café um etwas zu frühstücken. Wir spazierten durch das kleine Dorf und zur Wasserfront, wo sich das bestätigte, was der Guide aus dem Restaurant uns schon vorher erzählte: das Wasser war leider wirklich nur braun!

Insgesamt schien das ganze Dorf sehr ausgestorben zu sein. Auch Cafés oder Restaurants waren Mangelware. Irgendwann fanden wir aber eins im Zentrum des Dorfes. Dort fragten wir den Kellner nach Hinweisen, wann denn die Colectivos aus Rio Lagartos wieder nach Tizimin zurückfahren würden. Er musste kurz nachfragen, sagte uns dann aber, dass ein Colectivo so gegen 14 Uhr wahrscheinlich von der Schule aus losfahren würde. Es war gerade 11 Uhr und Tomek schlug mir spontan vor, ob wir nicht an diesem Tag schon das Colectivo zurück nehmen wollen. Ich war nicht ganz überzeugt, aber als wir später weiter durch das Örtchen schlenderten, merkte auch ich, dass wir dort wirklich nicht viel machen konnten. Als wir kurz darauf in unserem Zimmer merkten, dass auch noch die Toilette verstopft war, packten wir kurzerhand zusammen, buchten uns ein kleines Zimmer in Tizimin und machten uns auf den Weg.

Es war 13 Uhr und wir wussten nicht wirklich, wo das Colectivo wirklich abfahren soll. Also liefen wir in das Restaurant vom Vorabend und fragten dort den Kellner mit unserem gebrochenen Spanisch. Er war so hilfsbereit, dass er uns nach draußen begleitete und auf der Straße bei ein paar Leuten nachfragte. Er sagte uns, dass wir ab 14 Uhr eigentlich nur an der Hauptstraße stehen müssen, das Colectivo wird uns dann schon einsammeln. Kurz darauf fing es an zu schütten, sodass wir uns bei ihm ins Restaurant setzten und noch etwas zu Trinken bestellten.

Um kurz vor 14 Uhr brachte er uns dann nach draußen und zeigte uns auch schon das Colectivo, welches weiter an der Straße geparkt hatte. Wir liefen dorthin und aus dem kleinen Häuschen nebendran kam der Fahrer – der gleiche, der uns am Abend vorher auch schon nach Rio Lagartos gefahren hatte. Er freute sich sehr, uns wieder zu sehen und wir durften auch sofort einsteigen. Gemeinsam mit zwei anderen Personen im Bus fing er dann an, jede einzelne Straße im Dorf abzufahren und auf der Suche nach Mitfahrern zu gehen. Dabei fuhren wir auch nochmal am Wasser entlang. Der Bus füllte sich und füllte sich und gegen 14:30 fuhren wir gemeinsam mit 12 anderen Mexikanern zurück nach Tizimin!

Übrigens hier noch kurz ein paar Worte zu unserem Hotel und dem Besitzer: Bei unserer Abreise aus Rio Lagartos schrieb ich ihm nochmal, dass wir den Ort und das Hotelzimmer vorzeitig verlassen werden. Wir rechneten natürlich nicht mit einer Antwort, da er sich bisher auch nie gemeldet hatte, aber wir wollten immerhin kurz Bescheid geben. Kurze Zeit später fuhren wir mit dem Colectivo auf dem Rückweg nochmal am Hotel vorbei und konnten sehen, dass unsere Zimmertür bereits offen war und das Zimmer gerade gereinigt wurde. Das machte uns nochmal deutlich, dass der Besitzer all unsere Nachrichten direkt liest, es aber nicht für nötig fand, uns zu antworten. Das war sehr enttäuschend und wir haben ihm letztendlich auch eine schlechte Bewertung bei booking.com gegeben.

Nach einem kurzen Zwischenstopp in Tizimin fuhren wir weiter nach Merida, die Hauptstadt von Yucatan.

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