Tartu, die zweitgrößte Stadt Estlands
Die letzte Station der Baltikum-Reise führt uns nach Estland. Dass das kleinste baltische Land einiges zu bieten hat, haben wir schnell festgestellt. Unsere Reise startet in Tartu, der zweitgrößten Stadt Estlands (mit knapp 90.000 Einwohnern). Dorthin sind wir mit dem Zug aus Cesis (Lettland) angereist. Unser Zug von Cesis ging zunächst nach Valga, eine Grenzstadt zwischen Lettland und Estland. Die Grenze führt durch die Stadt und der Bahnhof ist auf estnischer Seite. Dort mussten wir auch umsteigen. Kurz vor unserer Einfahrt in den Bahnhof fing es richtig an zu schütten und wir hatten das große Glück, dass der Zug nach Tartu am selben Gleis gegenüber stand und wir trocken blieben! Es war interessant, die ersten estnischen Worte zu hören und zu versuchen, irgendetwas zu verstehen, was die anderen Zuggäste neben uns so erzählten. Leider erfolglos. Wir blieben direkt für drei Nächte im „Angelhouse“ bei der wundervollen Malle.
Insgesamt fanden wir die Atmosphäre rund um den Rathausplatz und in der Stadt allgemein sehr angenehm. Vor dem bunten Rathaus ist ein Brunnen, im die Statue „Küssende Studenten“ zu sehen ist. Am Rathausplatz gibt es auch viele Restaurants, wo wir direkt mal Estland kulinarisch kennenlernen konnten.

Die Gegend um die Universität (erstes Bild) ist auch sehr schön und wir spazierten durch den nahegelegenen Park „Toomemäe“.




Außerdem fließt durch Tartu der Fluss Emajogi, an dem man schön entlangschlendern kann. Wir spazierten bis auf die andere Uferseite zum Ülejõe Park und fanden dort einen umgestürzten und verrosteten Strommast, der einfach dort lag.


Was unsere Aufenthalt in Tartu aber ganz besonders gemacht hat, war unsere Unterkunft (Werbung) – das „Angelhouse“ von Malle. Etwas außerhalb der Stadt, aber mit einem schönen Spaziergang gut zu erreichen, steht das Haus von Malle, welches sie von ihrem Vater übernommen hat und seit ein paar Jahren vollständig renoviert. Sie hat uns mit ihrer herzlichen Art begrüßt und wir kamen draußen im Garten bei einem Kaffee schnell ins Gespräch. Der große Garten mit Treibhaus und vielen Johannis- und Stachelbeersträuchern stand uns ebenfalls zur freien Verfügung. An einem Tag hat sie sogar ein altes Fotoalbum rausgekramt, um uns einen ganz privaten Einblick in die Umbauarbeiten zu geben. Hier haben wir uns wirklich sehr sehr wohlgefühlt.



Unser Ausflug zum Peipus-See
Weil wir nicht nur Tartu, sondern auch die Umgebung erkundigen wollten, stand am letzten Tag ein Ausflug an den Peipus-See an. Der See stellt nicht nur eine Grenze zwischen Estland und Russland dar (irgendwie ziehen uns solche Grenzen immer automatisch an), sondern ist auch der fünftgrößte See Europas und damit ca. 7mal so groß wie der Bodensee!
Zum See sind wir wieder mit dem Bus gefahren und haben dabei eine absolute Überraschung erlebt: In einigen Regionen ist das Busfahren nämlich kostenlos, um der Landflucht entgegen zu wirken und den Menschen ein Anreiz zu geben, den ÖPNV mehr zu nutzen. Wir waren total überrascht davon, für ca. eine Stunde Bus fahren nichts zahlen zu müssen. Leider haben wir auf der Weiterreise festgestellt, dass dies wirklich nur für bestimmte Regionen gilt, sonst wäre das ein sehr billiger Roadtrip geworden.
Wir sind an der ersten Haltestelle am Peipus-See ausgestiegen, in dem Örtchen Varnja. Dort sind wir einen guten Kilometer entlang des Sees spaziert und haben eine Stelle zum Baden gesucht. Leider gab es keinen Zugang zum See, der nicht privat genutzt wird. Da die Busse in der Region auch wirklich selten fuhren, entschlossen wir, einfach einen Spaziergang auf der Zwiebelstraße zu machen und 7 km bis zum Dorf Kolkja zu laufen. Das war auch schön. Auf der Hälfte des Weges in dem Örtchen Kasepää versorgten wir uns noch mit Getränken und wurden von der Verkäuferin davon überzeugt, eine regionale Zwiebeltasche zu probieren – lecker.





Nach der wunderbaren Zeit bei Malle und einem herzlichen Abschied fuhren wir mit dem Bus nach Narva, die Grenzstadt zu Russland.