Anreise in den Süden Polens
Die Reise von Warschau nach Zakopane dauert knapp 6 Stunden und es gab eine Direktverbindung, die morgens um 6:30 Uhr abfuhr. Der Zug war ein Intercity und wir haben im Internet gelesen, dass man für diesen Zug eine Reservierung benötigt. Die Tickets haben wir sicherheitshalber schon recht früh gebucht, da wir nicht wussten, wie stark ausgebucht er sein wird. Wir hatten ein kleines Abteil mit drei anderen Personen und genossen die entspannte Fahrt mit Blick aus dem Fenster.
So kamen wir gegen 12:30 Uhr am Bahnhof in Zakopane an und mit uns stiegen etliche andere Besucher mit Wanderschuhen und anderer Ausrüstung bepackt aus. Schon vom Bahnsteig konnte man die Berge sehen – ein Traum! Auch für uns nach einem Monat im flachen Baltikum war das einfach beeindruckend. In Zakopane blieben wir 6 Tage, die wir zum Wandern in der hohen Tatra nutzen wollten. Ich war wirklich überrascht, wie schön diese Ecke in Polen ist!
Erste Abenteuer in Zakopane
Da wir erst am späten Nachmittag in unsere Unterkunft einchecken konnten, gaben wir unsere großen Rucksäcke in einem bahnhofsnahen Souvenirgeschäft für ein paar Zloty ab und machten uns dann direkt auf den Weg, um die Gegend ein bisschen zu erkunden.
Dabei stießen wir auf einen Flusslauf und beschlossen, diesen für eine Weile hochzuwandern. Das klappte eigentlich ganz gut und bis auf einen meiner Füße landete auch keiner im Wasser.
Das war schon ein toller Vorgeschmack, doch es sollte noch viel schöner werden! Als es an der Zeit war, holten wir unsere Rucksäcke vom Souvenirshop ab und machten uns auf den Weg zu unserer Unterkunft, von der wir wieder mal einen traumhaft schönen Blick hatten:
Während Tomek sich ein bisschen ausruhte, gingen Ulli und ich zu einem kleinen Supermarkt. Da es Sonntag war, waren die großen Einkaufsläden geschlossen und wir quetschten uns mit vielen anderen Besuchern in einen kleinen Markt. Unser Ziel war, ein leckeres Abendessen zu kochen und genug trinken und Proviant für die Wanderung am nächsten Tag einzukaufen. Wir entschieden uns für Pierogi und kauften noch etwas Gemüse dazu. Dummerweise griffen wir einfach nach der Pierogi-Packung, ohne uns Gedanken darüber zu machen, dass sie im Eisfach bei den tiefgekühlten Kuchen und Eiscremes lag und nicht in der „herzhaften“ Abteilung. Am Ende des Kochvorgangs beim Probieren fiel mir dann auch mal auf, dass wir gerade süße Pierogi mit Frischkäse gekauft hatten, die nicht sonderlich gut mit Zwiebeln angebraten schmecken und auch nicht zu dem Gemüse. Liebe Schwiegermama: Ich brauche Nachhilfe! <3

Nach dem Genuss dieser kulinarischen Besonderheit folgte unsere Tagesplanung für die morgige Wanderung. In der hohen Tatra gibt es unzählige Wanderwege mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und Längen und wir entschieden uns weise dafür, vielleicht erstmal nicht mit der härtesten Tour zu starten, sondern eine mittelschwere Route zu wandern.
1. Wanderung: Gipfelbesteigung des Kasprowy Wierch (1987m) und anschließende Kammwanderung
Die erste Wanderung führte uns auf den Gipfel des Kasprowy Wierch (1987m), der entweder mit einer 20-Minütigen Bergbahnfahrt oder zu Fuß in 3 Stunden zu erreichen ist. Wir entschieden uns tapfer für den Fußweg, denn wir gingen ja immernoch davon aus, dass es zwar keine leichte Tour, aber dennoch nicht die härteste ist. Wir liefen also zunächst 3,5km nach Kuznice, wo die Bergbahn nach oben fuhr und bogen dann in den Nationalpark Tatra ab. Wir sahen noch die richtig lange Schlange zur Bergbahn und wurden in unserer Entscheidung noch einmal bestätigt. Am Eingang des Nationalparks mussten wir einen kleinen Eintrittspreis zahlen und los ging es. Der Weg war zunächst sehr entspannt, ging aber kontinuierlich leicht nach oben, bis es zunehmend immer steiler wurde. Die Ausblicke waren traumhaft schön – aber ich merkte sehr schnell die Höhenmeter beim Atmen und die langen steilen Wege waren insbesondere für mich wirklich nicht ohne. Je höher es ging, desto mehr Pausen musste ich machen. Der Weg war wirklich gut besucht und richtig interessant fand ich, dass ganz viele polnische Familien mit ihren kleineren Kindern oder auch den Großeltern den steilen Aufstieg wählten.
Irgendwann hatten wir es tatsächlich nach oben geschafft und schlossen nach einer kurzen Pause eine Kammwanderung zu zwei weiteren Gipfeln an der Grenze zur Slowakei an. Die Ausblicke waren wirklich ein Traum und die ganze Mühe hat sich sowas von gelohnt. Vom zweiten Gipfel traten wir dann den Rückweg nach Zakopane wieder an. Insgesamt waren wir ca. 9 Stunden unterwegs! Ich hatte die Strecke und die Höhenmeter tatsächlich unterschätzt und meine persönliche Fitness vielleicht ein bisschen überschätzt. Aber auch Tomek und Ulli waren abends sehr erschöpft, denn die Wanderung war wirklich nicht ohne.
2. Wanderung: Czarny Staw, ein Pass und eine Landschaft voller Bergseen
Die zweite Wanderung am nächsten Tag führte uns wieder nach Kuznice und anschließend zum Bergsee „Czarny Staw“ (schwarzer See), der auf ca. 1.580m liegt. Der Weg dorthin dauerte ca. 2,5 Stunden und war auch nicht ohne!
Als wir am See ankamen, war dieser schon sehr gut besucht, wir fanden dennoch ein eher ruhigeres Plätzchen am Wasser und machten eine Pause. Zur Stärkung hatten wir Kabanossi (polnische Trockenwürste) und selbstgeschmierte Brote dabei.

Doch der härtere Anstieg kam erst anschließend. Denn vom Czarny Staw ging es hoch auf einen Pass auf 1853 Metern! Der Weg hoch war sehr steil und sehr anstrengend, die Aussicht auf den Czarny Staw machte aber alle Anstrengung sofort wieder wett!
Mein absolutes Highlight war, als wir oben am Karb ankamen und links unter uns der Czarny Staw lag und rechts unter uns eine Landschaft voller kleiner Bergseen zu bestaunen war. Diese hatten alle eine unterschiedliche Farbe und ich war hin und weg von diesem Bild! Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass es solche schönen Aussichten in Polen gibt und ich glaube, diese Wanderung hat mir von allen am besten gefallen.
Von oben hatte man noch die Möglichkeit, einen weiteren Gipfel auf 2.155m zu besteigen, da wir aber noch den gesamten Rückweg vor uns hatten und es nicht übertreiben wollten, wanderten wir runter zu den Bergseen. Ein kleinerer lag etwas versteckter zwischen den Gipfeln und Tomek und Ulli konnten nicht anders und mussten in den eiskalten See springen! Der Rückweg nach Zakopane führte uns an den kleineren Bergseen vorbei, wo wir auch immer wieder anhalten mussten. Insgesamt waren wir bei dieser Wanderung ca. 10 Stunden unterwegs.
3. Wanderung: Zum Wasserfall Wielka Siklawa und den Bergseen Morskie Oko, Wielki Staw und Przedni Staw
Nach den harten zwei Vortagen wollten wir es bei der dritten Wanderung etwas ruhiger angehen lassen, aber dennoch so viel wie möglich von der faszinierenden Landschaft mitnehmen. Wir starteten unseren Trip mit einer Busfahrt weiter in den Osten des Tatragebirges. Wir wollten zum beliebten Ausflugsziel „Morskie Oko“ (Meeresauge) wandern. An der Endstation angekommen, hatten wir zwei Wandermöglichkeiten: Ein asphaltierter Weg, der uns innerhalb von 2 entspannten Stunden auf direktem Weg zum Morskie Oko führt oder die steilere Variante, die erstmal zu anderen Bergseen führt. Die Entscheidung für den steileren Weg war schnell getroffen – und obwohl der asphaltierte Weg wirklich sehr voll war, waren wir nicht die einzigen mit dieser Wahl. Die Wanderung war anspruchsvoll, aber sehr schön und führte die ganze Zeit an einem Flusslauf entlang.
Ein Highlight war vor allem der Wasserfall Wielka Siklawa. Wir konnten ganz nah rangehen und wirklich schöne Fotos davon machen.
Von dort aus ging es dann zu den Seen „Wielki Staw“ und „Przedni Staw“, wo wir uns wieder erholten und ein kleine Pause einlegten.
Von diesen Seen ging es nochmal richtig steil nach oben, fast schon unerwartet anstrengend und die Sonne, die vom Himmel knallt, machte den Anstieg wirklich sehr schwer. Doch auch dieser Weg war jede Mühe wert und wir konnten von oben auf die Seen blicken, bei denen wir gerade noch unsere Pause gemacht hatten.
Doch auch der Abstieg zum Morskie Oko hatte es in sich. Es ging wirklich sehr lange auf sehr schmalen Wegen sehr steil abwärts. Auf unserer Wanderkarte gibt es für diesen Weg auch den Hinweis, dass er vom 1.12. bis 15.5. geschlossen ist, da es aufgrund der Glätte einfach zu gefährlich wäre, dort zu wandern. Spannend war es in jedem Fall! Bald konnten wir den Morskie Oko von oben erblicken und kamen ihm immer näher.
Am See angekommen, ging es besagten zweistündigen asphaltierten Weg zurück zu den Bussen, die uns dann wieder nach Zakopane brachten.
4. Wanderung: Gipfelbesteigung des Giewont (1895m)
Nach den drei anstrengenden aber wirklich wunderschönen Tagen, entschloss sich Tomek dazu, den nächsten Tag mal nicht in den Bergen zu verbringen. Ulli und ich hatten aber irgendwie immernoch nicht genug vom Wandern! Die letzte Wanderung führte uns zwei dann auf den Giewont (1895m) hinauf – den Berg, den wir schon von unserem Apartment aus sehen können und der als „schlafender Ritter“ bezeichnet wird.
Nach den letzten anstrengenden Wanderungen war ich mir anfangs nicht sicher, wie gut ich den Aufstieg auf diesen Gipfel schaffen würde, aber wir hatten keine Eile und wollten die letzte Wanderung noch in vollen Zügen genießen. Der Weg war dann tatsächlich relativ entspannt im Vergleich zu den Tagen vorher (vielleicht hatte ich mich auch einfach an die Art von Bewegung gewöhnt). Dennoch brauchte ich hin und wieder eine kleine Atempause, die wir für schöne Fotos nutzten. Immer mit Blick auf das Gipfelkreuz gerichtet kamen wir unserem Ziel immer näher! Ganz besonders spannend war die letzte Etappe direkt unterhalb des Gipfelkreuzes! Wir mussten mithilfe von Eisenketten die letzten Meter auf Stufen hochklettern (und anschließend wieder herunterklettern). Das hat aber richtig viel Spaß gemacht. Der Ausblick auf Zakopane und die hohe Tatra war der Wahnsinn und es war ein wunderschönes Gefühl, da am Gipfelkreuz anzukommen. Wir genossen eine „Nektarine with a view“ und blieben eine ganze Weile dort oben sitzen!
Nach diesen tollen, aber auch anstrengenden Wanderungen gingen wir am letzten Abend in Zakopane noch richtig lecker polnisch essen:
Hier ist noch die Wanderkarte eingefügt, mit den markierten Wegen die wir gewandert sind:

Für die nächsten Tage war dann aber erstmal ein bisschen Erholung für unsere Beine angesagt und wir fuhren mit dem Bus nach Krakau, wieder zurück ins Landesinnere.